INHALT

«LOS» ist eine Sym­biose von Lit­er­atur und Vir­tu­al Real­i­ty, eine Lesereise der anderen Art, eine Klaus Merz Lesung in virtueller Anwe­sen­heit. Dabei entste­ht über die ineinan­der ver­wobene Wahrnehmung von Text und Raum eine gän­zlich neue lit­er­arische Erfahrung, in der die Teil­nehmerin­nen viel mehr als zu Augen­zeu­gen eines Hör­buchs wer­den.

Klaus Merz liest seine Erzäh­lung «Los», die sich in den virtuellen Räu­men von San­dro Zollinger zu der berühren­den Geschichte über Peter Thaler ver­dichtet, der auf sein­er Suche nach Halt zu ein­er Wan­derung in die Schwei­zer Berge auf­bricht. In einem Schneesturm strauchelt er unglück­lich, bricht sich den Knöchel. Im weichen Schnee liegend find­et nun eine Auseinan­der­set­zung mit der Vergänglichkeit statt, der alltäglichen und der endgülti­gen, die weit über sein unauswe­ich­lich­es Ende hin­ausweist..

«Los» lässt dabei eine befreiende Sicht auf das Leben selb­st entste­hen und obwohl die Erzäh­lung ihr Ende – das stille, doch bedeut­same Ver­schwinden von Peter Thaler – gle­ich zu Beginn vor­weg­n­immt, erzeugt die Geschichte eine Span­nung, die sich immer weit­er zus­pitzt.

Beruhend auf ein­er wahren Begeben­heit verbindet die Vir­tu­al Real­i­ty Lesung die älteste und jüng­ste Form des Erzäh­lens zu ein­er ein­dringlichen Erfahrung. Aus sein­er 2005 erschienen Erzäh­lung LOS, in der Merz mit sparsamen Sätzen eine ganze Lebens­geschichte entste­hen lässt, wur­den zwölf im Orig­i­nal belassene Pas­sagen aus­gewählt und neu arrang­iert.

Diese nar­ra­tive Essenz, vorge­le­sen von Klaus Merz, gle­ich ein­er „analo­gen“ Lesung, bet­tet der Regis­seur San­dro Zollinger sorgsam in eine ein­drück­liche Lesereise durch in VR gefilmten Räume ein. Dabei schafft er das Kun­st­stück, eine Bal­ance zwis­chen der durch den Text aus­gelösten Imag­i­na­tion und der über­wälti­gen­den Anschau­ungskraft des neuen Medi­ums zu find­en. Die Lit­er­atur in ihrer Mehrdeutigkeit zu erweit­ern, sie zu bebildern, ohne dabei zu illus­tri­eren.

Die 25-minütige Vir­tu­al Real­i­ty Lesung von Klaus Merz und San­dro Zollinger entwick­elt einen unaufhalt­samen Sog, weckt dabei unter­schiedlich­ste Assozi­a­tio­nen und Gefüh­le, lässt viel Raum für Inter­pre­ta­tio­nen und erzählt eine zeit­lose Geschichte, die so noch nicht erzählt wurde.

«Nir­gends fühlt er sich so gut aufge­hoben wie in der Eisen­bahn.»

«Die Schnee­höhe nimmt jet­zt zu, die Augen bren­nen, aber ans Umkehren denkt Thaler nicht.»

«Auf allen Schul­reisen war er augen­blick­lich vom Heimweh nach san­fteren Tönen befall­en wor­den.»